Mit ihrem letzten Werk „Sverker“ aus dem Jahr 2011 wagten sich die "Könige der Spielleute" erstmals auch auf altnordisches Territorium vor. Thematisch und klanglich erweckten die Mittelalter-Altmeister Corvus Corax dabei steinalte skandinavische Sagen, Legenden, Überlieferungen und Mythen zu neuem Leben.
Doch nun ist es eindeutig an der Zeit, das Dunkle und Gefährliche endlich weit unter sich zu lassen, um ausgelassen und fröhlich gut gefüllte Hörner und Humpen auf das pure Leben an sich zu erheben!
So widmen sich Corvus Corax mit eingängigen Historienhymnen auf dem neuesten Album „Gimlie“ dem gleichnamigen goldenen Zeitalter nach dem erschütternd fatalen Ragnarök. Nach dem Untergang der alten Götter zelebrieren Corvus Corax nun nicht nur sinnbildlich einen unverzagt beseelten Neuanfang. So sind die neuen Kompositionen der unverwüstlichen Vorreiter im typischen Stil des Septetts primär auch massiv von frohem Mut durchtränkt. Und so kommt „Gimlie“ auch in gegenwärtiger unseliger Zeit eindeutig doch gerade passend, um sich vom neuen Liedgut sämtliche Sinne erhellend betören zu lassen. Flüssig eingebracht wurden verschiedene reizvolle Geschichten des nordischen Altertums. Neben dem nicht nur musikalisch vollauf Party-tauglichen Stück „Gimlie“ besingt Castus in einer Lied-Trilogie auch „Derdriu“, die damalig schönste Frau der Welt, deren unüblich schneeweiße Zähne im wahrsten Sinne blendend wahren: „Der Schrei“, „Königinnen werden ihr neiden“ und schließlich „Derdriu“ künden spannend davon, was mächtige Herrscher, furchtlose Kriegerund allerlei eifersüchtige Konkurrentinnen schon damals gefährlich um den Verstand brachte.
Doch damit nicht genug, „Gimlie“ bietet sogar noch eine zweite Trilogie, die sich dem epischen Heldengedicht „Beowulf“ widmet. Das Stück „Grendel“ handelt vom schrecklichen Monster, welches die Menschen verheerend heimsucht und grausam 30 Leute umbringt. In „Béowulf is mín nama“ stellt sich der Held mitsamt 14 Kampfgefährten dem Dänenkönig Hrothgar beistehend vor, um das Monster mit bloßer Hand zu bezwingen – vom Gelingen dieses Abenteuers zeugt der dritte Teil „Sigeléasne sang“, das Klagelied des unterlegenen Grendel.
Und kam bereits schon auf dem Albumvorgänger ein fatal reizvolles Fabelwesen aus dem Meer namens „Havfrue“ zu textlichen und musikalischen Ehren, so können die HörerInnen nun dabei sein, wenn es in „Unicornis“ um die sagenumwobenen, wunderschönen Pferde in den germanischen Wäldern geht. Der Text hierzu stammt aus Julius Cäsars Bericht über die gallischen Kriege „Commentarii de Bello Gallico“, der einigen wohl noch aus dem Lateinunterricht bekannt sein dürfte.
Erstmals in ihrer Laufbahn spielten Corvus Corax sogar die Coverversion einer waschechten Schwermetall-Formation ein: „Twilight Of The Thunder God“, bekannt als Titeltrack vom 2008er Album der großen schwedischen Viking Death Metal-Pioniere Amon Amarth.
Corvus Corax beweisen auch mit „Gimlie“ in ihrer nun schon bald ein ganzes Vierteljahrhundert andauernden einzigartigen Historie, dass sie nach wie vor in der Mittelalter-Musikszene an der Spitze stehen.
Quelle: Markus Eck / Absolut Promotion